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Der Hinübersche GartenDer Hinübersche Garten liegt im nordwestlichen Stadtgebiet von Hannover, zwischen einem Bogen der Leine und dem Kloster Marienwerder. Dieser Park ist ein Landschaftsgarten im englischen Stil und zählt zudem, wie auch der Wörlitzer Park bei Dessau, zu den frühesten Landschaftsparks in Deutschland. Die Parkgestaltung wird einerseits von gefühlvollen Stilen der Vorromantik bestimmt und andererseits von Gestaltungselementen des Klassizismus geprägt. Im Gegensatz zum Großen Garten in Herrenhausen, sind die in Natur und Landschaft eingebetteten Parkgestaltungen aber nicht überall spürbar. Die Natur entfaltet sich hier scheinbar ungezügelt. Alles scheint sehr selbstverständlich und natürlich, aber dennoch ist der Park gezielt landschaftsgärtnerisch gestaltet worden. Markant für den Park ist außerdem noch das Wechselspiel von gestalteten Gartenbereichen und unberührter Natur. Darüber hinaus ermöglichen inszenierte Blickachsen malerische Aussichten an diversen Stellen im Park. |
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Der Hinübersche Garten hat eine Fläche von etwa 0,21 km² und wird von Wiesen, Baumgruppen, geschwungenen Wegen, einem kleinen Bach und einem Teich mit einer unverkennbar schönen Blumeninsel geprägt. Neben freien Bereichen mit einzelnen Bäumen, die von Bänken umgeben sind, kann man in dieser Parkanlage aber auch waldartige, geschlossene Bereiche vorfinden. Die Naturvielfalt des Parks bietet außerdem einen Lebensraum für viele Vögel- und Insekten. Heute zeigt sich der Hinübersche Garten weitgehend wieder in seiner historischen Form und der Reiz seiner träumerischen Atmosphäre ist deutlich spürbar. Er ist nicht nur ein wichtiges Gartendenkmal aus der Vergangenheit, sondern hat nunmehr auch eine wichtige Funktion für den Naturschutz und die Naherholung. Der vom Freimaurer Jobst Anton von Hinüber angelegte Park ist zudem noch ein Zeugnis der Freimaurerei. Die Ideale des Freimaurerbundes, wie Gleichheit, Freiheit, Toleranz und Humanität, spiegeln sich zum Teil im Park wieder. Im Hinüberschen Garten gibt es Freimaurer-Monumente und Tafeln mit Lebensweisheiten. Überblick und BeschreibungDer Hinübersche Garten liegt an der Grenze zwischen der Flussaue der Leine und einer stark hügeligen bewaldeten Düne. Er gliedert sich mit offenen Weideflächen, hügeligen, dicht bewaldeten Gebieten und gestalteten Gartenflächen in die drei Bestandteile Aue-, Wald- und Gartenbereich. Der Auebereich wird überwiegend durch Wiesen, Baumgruppen und Auenwald dominiert. Er hat eine längliche Form und liegt im südlichen und östlichen Teil vom Hinüberschen Garten. Er wird von der Leine begrenzt, die sich in ihrem welligen Verlauf entlang dem Park schmiegt. Markant für diesen Bereich ist die offene Auenlandschaft. Dazwischen liegt, ebenfalls direkt an der Leine, ein kleiner Wald aus Eichen, Erlen, Rotbuchen und Eschen. Das als Quantelholz bezeichnete Waldstück bildet einen Gegensatz zu den offenen, hellen Weideflächen der Auenlandschaft im Umfeld. |
In der Nähe zum Kloster, westlich des Auebereichs, befindet sich der Gartenbereich, auch als „Garten am Amtsmannhaus“ bezeichnet. Es ist eine von Gehölzen eingerahmte Rasenfläche mit einem Teich. Viele Stauden, wie Primeln, Buschwindröschen und Funkien lassen sich hier bewundern. Dazu kommen noch weitere Pflanzengewächse, bestehend aus Geißblätter, Flieder, Eiben und Weißdorn. Es ist eine typisch gestaltete Parkanlage, die als Kontrast zum scheinbar ungestalteten Landschaftspark gedacht ist. Der etwa 2000 m² große Teich mit der Blumeninsel ist ein wichtiger Anziehungspunkt in diesem Teil des Hinüberschen Gartens. Das Teichufer ist mit Stauden bepflanzt und die kleine prachtvolle Blumeninsel ist ein wunderschöner Blickfang. Mit einer alten noch erhaltenen Esche wird zusätzlich eine besinnliche Stimmung erzeugt. Eine von den inszenierten Blickachsen führt aus dem Gartenbereich, über den Teich, auf eine bewaldete Düne. Dieser nördlich vom Gartenbereich befindliche Waldbereich ist ein weiterer Bestandteil vom Hinüberschen Garten. Der Dünenhügel wird durch einen dichten Wald mit Buchen, Kiefern, Birken und Eichen bestimmt. Auch hier kommt es zu einem bewussten Kontrast zwischen dem dichten, dunklen Waldstück und der offenen, hellen Aue und dem Gartenbereich. Eine besondere Attraktion im Hinüberschen Garten sind die freimaurerischen Symbole in Form von Monumenten, die im Park verteilt sind. Man wollte mit ihnen Gefühle erwecken und moralische Reflexion fördern. Eines von den Monumenten ist der Hexenturm, der sich auf dem höchsten Punkt der bewaldeten Düne befindet. Der Hexenturm hat eine Aussichtsplattform, die über eine frei zugängliche Treppe im inneren erreicht werden kann. Das Gemäuer vom Hexenturm besteht aus vielen verschiedenen Gesteinen, wie unter anderem Buntsandstein, Kalksteine aus der Jurazeit und kreidezeitliche Sandsteine. An der Mauerwand des Turms gibt es außerdem noch Skulpturen, darunter eine Frau mit aufgeschlagenem Buch. Der Hexenturm wurde von Anfang an als Ruine geplant. Er symbolisiert damit die Vergänglichkeit aller menschlichen Tätigkeit. Im westlichen Teil des Waldbereichs auf dem Dünenhügel kann man den Druidenaltar finden. Es handelt sich hierbei um drei große Feldsteine unter einer alten Eiche. Die drei rauen Steine sind eine Metapher für die eigene noch unvollkommene Persönlichkeit. Gleich daneben befinden sich noch die Fundamente einer ehemaligen Einsiedelei. Die Einsiedelei galt als Symbol für innere Einkehr und wurde in den frühen Landschaftsgärten als ein Ort für meditative Zurückgezogenheit angesehen. Neben den Freimaurer-Monumenten gibt es im Hinüberschen Garten auch einige Denkmäler, die ebenso bewundernswert sind. Am Rande des Quantelholzes, zur Leineaue hin, erinnert ein klassizistisches Denkmal an Cecilie von Issendorff. Sie war die Nichte vom Sohn Hinübers, die im Jahr 1818 an dieser Stelle bei einem Ausritt tödlich verunglückte. Ein weiteres Denkmal befindet sich in der Nähe des Teiches unter Bäumen. Es ist eine Säule mit aufgesetzter Schale, die an Gerhard Friedrich Otto von Hinüber erinnert, den Sohn vom Begründer des Parks. Zuletzt soll hier noch das Kloster erwähnt werden. Das Kloster steht gleich südlich vom Gartenbereich, wo sich der eigentliche Eingang zum Hinüberschen Garten befindet. Das aus dem 12. Jahrhundert stammende Kloster Marienwerder ist seit dem 16. Jahrhundert ein evangelisches Damenstift. Die dazugehörige Klosterkirche aus dem Jahr 1200 ist die älteste erhaltene Kirche Hannovers. Die im romanischen Stil als Basilika erreichtete Kirche wurde Mitte des 19. Jahrhunderts restauriert. Sie hat einen kleinen achteckigen, neugotischen Turm, der später aufgesetzt wurde. Geschichte vom Hinüberschen GartenAm Anfang steht das seit dem 12. Jahrhundert bestehende Kloster Marienwerder mit seinen umliegenden Ländereien. Im Jahr 1760 wurde Jobst Anton von Hinüber Klosteramtmann und Pächter der zum Kloster Marienwerder gehörenden Ländereien. Jobst Anton von Hinüber entstammte einer angesehenen Familie, die damals das Postwesen in Hannover betrieb. In den Jahren 1766/67 reiste Hinüber für mehrere Monate nach England. Er besuchte bedeutende englische Gartenanlagen und dokumentierte ausführlich seine Eindrücke. Zu dem Zeitpunkt waren Landschaftsgärten in England bereits weit verbreitet, aber in Deutschland galt der englische Stilgarten noch als etwas Außergewöhnliches. Als Jobst Anton von Hinüber im Jahr 1767 wieder von seiner Reise zurück kam, begann er die Ländereien des Klosters Marienwerder in einen Park umzugestalten. In der Nähe des Klosters gab es damals viel unkultiviertes Land mit Wald, Dünen und Weideflächen. Diese wechselhafte Landschaft eignete sich hervorragend für eine solche Umgestaltung als Park. Um das Jahr 1774 war der Landschaftspark „Hinüberscher Garten“ überwiegend fertiggestellt. Nach dem Tode Jobst Antons, im Jahr 1784, wurde sein Sohn Gerhard Friedrich Otto von Hinüber Amtmann vom Kloster Marienwerder. Der Hinübersche Garten wurde vom Sohn überwiegend in der von seinem Vater geschaffenen Form erhalten. Er pflanzte aber noch einige exotische Bäume, diverse Sträucher und Moorbeetpflanzen an. Nach dem Tod des Sohnes von Hinüber, kümmerte sich seine Frau Juliane noch 35 Jahre lang um den Park. Bis dahin, Mitte des 19 Jahrhunderts, war der Hinübersche Garten Anziehungspunkt für Touristen und gehörte zum Standardprogramm kultivierter Besucher Hannovers. Nach dem Tode von Juliane von Hinüber übertrug das Kloster die Unterhaltung an die Forstverwaltung. In dieser Zeit begann der allmähliche Verfall. Der Hinübersche Garten wucherte mit der Zeit immer weiter zu und einige Parkbestandteile gingen verloren, darunter Monumente und Gebäude. Zu den verloren gegangenen Monumenten zählen der chinesische Pavillon, die chinesische Brücke, die strohgedeckte Einsiedlerhütte, die Grotte am Teich und die Statue des Pan. Zudem gab es noch einen Friedhof mit Gräbern von Romanfiguren und einem offenen Grab. Auch viele wichtige Sichtachsen wuchsen mit der Zeit zu und das alte Wegesystem ging verloren. Nach dem Abriss des Amtsmannshauses verwilderte auch der dazugehörige Gartenbereich. Das ehemals 0,4 km² große Parkgelände wurde dann auch noch durch die Garbsener Landstraße zerschnitten und etwa Mitte des 19. Jahrhunderts wurde im übriggebliebenen Parkrest, nördlich der Garbsener Landstraße, noch ein kleiner Gemeindefriedhof eingerichtet. Ein in diesem Parkrest befindlicher Obelisk wurde dadurch vom Hinüberschen Garten abgetrennt. Das Gelände, auf dem der Obelisk steht, gehört heute zur Klosterforst Marienwerder. Im Jahr 1927 erwarb die Stadt Hannover den Hinüberschen Garten. Zunächst passierte nichts, so dass der Park erneut weiter verwilderte und noch mehr von seiner historischen Substanz verloren ging. Erst im Jahr 1966 kam es zu ersten Wiederherstellungsmaßnahmen. Allerdings kam es dadurch auch zu unvorteilhaften Veränderungen, wie etwa beim Wegesystem oder der Bepflanzung. So wurde zu diesem Zeitpunkt auf historische Bezüge, wie etwa die Blickbeziehungen vom Klosterbereich zum Teich, noch nicht viel Wert gelegt. In den 60er Jahren wurden auch die Flächen westlich des Hinüberschen Gartens bebaut. Ursprünglich war der Hinübersche Garten abgeschieden, weit ab vom bebauten Stadtgebiet der Stadt Hannover, umgeben von der natürlichen Landschaft. Erst im Winter 1998, im Rahmen des Expo-Projektes „Stadt als Garten“, wurde die Parkanlage nach historischem Vorbild zum großen Teil wieder hergerichtet. An einigen Stellen wurden Bäume und Sträucher entfernt, um alte Aussichten und Blickachsen wieder freizustellen. Das Wegesystem wurde erneuert und ergänzt, sowie die alten Denkmale wiederhergestellt. Der Hexenturm wurde ebenfalls renoviert und mit einer Treppe versehen. Im Jahr 2000 waren die aufwendigen Restaurationsarbeiten beendet. Vor kurzem wurden noch die im gesamten Park verteilten Tafeln mit den Lebensweisheiten wieder aufgestellt. |
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