Hinüberscher Garten

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Der Hinübersche Garten

Der Hinübersche Garten liegt im nord­west­lichen Stadt­gebiet von Hannover, zwi­schen einem Bogen der Leine und dem Kloster Marien­werder. Dieser Park ist ein Land­schafts­garten im englischen Stil und zählt zudem, wie auch der Wörlitzer Park bei Dessau, zu den frühesten Land­schafts­parks in Deutsch­land. Die Park­gestal­tung wird einer­seits von gefühl­vollen Stilen der Vor­romantik be­stimmt und anderer­seits von Gestal­tungs­elemen­ten des Klassi­zismus geprägt. Im Gegen­satz zum Großen Garten in Herren­hausen, sind die in Natur und Land­schaft ein­ge­betteten Park­gestal­tungen aber nicht über­all spür­bar. Die Natur ent­faltet sich hier schein­bar unge­zügelt. Alles scheint sehr selbst­ver­ständ­lich und natür­lich, aber dennoch ist der Park gezielt land­schafts­gärtnerisch gestal­tet worden. Markant für den Park ist außer­dem noch das Wechsel­spiel von gestal­teten Garten­bereichen und unbe­rührter Natur. Da­rüber hinaus ermög­lichen ins­zenierte Blick­achsen malerische Aus­sichten an diversen Stellen im Park.

Standort Hinüberscher Garten (Hinüberscher Garten) im Stadtgebiet Hannover

Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter ODbL

Art der Parkanlage:
Landschaftsgarten
im englischen Stil

Fläche:
0,21 km²
(ohne Klosterforst)

Zieladresse:
Am Hinüberschen Garten 1
30419 Hannover

Besonderheiten:
Freimaurer-Monumente

 

Der Hinübersche Garten hat eine Fläche von etwa 0,21 km² und wird von Wiesen, Baumg­ruppen, ge­schwung­enen Wegen, einem kleinen Bach und einem Teich mit einer unver­kennbar schönen Blumen­insel geprägt. Neben freien Be­reichen mit ein­zelnen Bäumen, die von Bänken um­geben sind, kann man in dieser Park­anlage aber auch wald­artige, ge­schlossene Bereiche vor­finden. Die Natur­vielfalt des Parks bietet außer­dem einen Lebens­raum für viele Vögel- und Insekten.

Heute zeigt sich der Hinübersche Garten weit­gehend wieder in seiner his­torischen Form und der Reiz seiner träu­merischen Atmos­phäre ist deut­lich spürbar. Er ist nicht nur ein wich­tiges Garten­denkmal aus der Ver­gangen­heit, son­dern hat nun­mehr auch eine wichtige Funktion für den Natur­schutz und die Nah­er­holung.

Der vom Freimaurer Jobst Anton von Hinüber ange­legte Park ist zudem noch ein Zeugnis der Frei­maurerei. Die Ideale des Frei­maurer­bundes, wie Gleich­heit, Frei­heit, Toleranz und Hu­ma­ni­tät, spie­geln sich zum Teil im Park wieder. Im Hinüber­schen Garten gibt es Frei­maurer-Monumente und Tafeln mit Lebens­weis­heiten.


Überblick und Beschreibung

Der Hinübersche Garten liegt an der Grenze zwischen der Flussaue der Leine und einer stark hüge­ligen bewal­deten Düne. Er gliedert sich mit offenen Weide­flächen, hügeligen, dicht bewal­deten Gebieten und gestal­teten Garten­flächen in die drei Bestand­teile Aue-, Wald- und Garten­bereich.

Der Auebereich wird über­wiegend durch Wiesen, Baum­gruppen und Auen­wald do­mi­niert. Er hat eine läng­liche Form und liegt im süd­lichen und öst­lichen Teil vom Hinüber­schen Garten. Er wird von der Leine begrenzt, die sich in ihrem welligen Verlauf ent­lang dem Park schmiegt. Markant für diesen Bereich ist die offene Auen­land­schaft. Dazwischen liegt, eben­falls direkt an der Leine, ein kleiner Wald aus Eichen, Erlen, Rot­buchen und Eschen. Das als Quantel­holz bezeich­nete Wald­stück bildet einen Gegen­satz zu den offenen, hellen Weide­flächen der Auen­land­schaft im Umfeld.

Urne im Hinüberschen Garten
Urne im Hinüberschen Garten (groß)

In der Nähe zum Kloster, west­lich des Aue­bereichs, befindet sich der Garten­bereich, auch als „Garten am Amtsmannhaus“ be­zeich­net. Es ist eine von Gehöl­zen ein­ge­rahmte Rasen­fläche mit einem Teich. Viele Stauden, wie Primeln, Busch­wind­röschen und Funkien lassen sich hier bewundern. Dazu kommen noch weitere Pflanzen­ge­wächse, be­stehend aus Geiß­blätter, Flieder, Eiben und Weiß­dorn. Es ist eine typisch gestal­tete Parkan­lage, die als Kon­trast zum schein­bar unge­stal­teten Land­schafts­park gedacht ist. Der etwa 2000 m² große Teich mit der Blumen­insel ist ein wich­tiger Anziehungs­punkt in diesem Teil des Hinüber­schen Gartens. Das Teich­ufer ist mit Stauden be­pflanzt und die kleine pracht­volle Blumen­insel ist ein wunder­schöner Blick­fang. Mit einer alten noch erhal­tenen Esche wird zusätz­lich eine be­sinnliche Stimmung erzeugt.

Eine von den inszenier­ten Blick­achsen führt aus dem Garten­bereich, über den Teich, auf eine bewal­dete Düne. Dieser nörd­lich vom Garten­bereich befind­liche Wald­bereich ist ein wei­terer Bestand­teil vom Hinüber­schen Garten. Der Dünen­hügel wird durch einen dichten Wald mit Buchen, Kiefern, Birken und Eichen be­stimmt. Auch hier kommt es zu einem bewussten Kon­trast zwi­schen dem dich­ten, dunklen Wald­stück und der of­fe­nen, hellen Aue und dem Garten­bereich.

Eine besondere Attraktion im Hin­überschen Garten sind die frei­mau­re­ri­schen Symbole in Form von Monumenten, die im Park verteilt sind. Man wollte mit ihnen Gefühle erwecken und moralische Reflexion fördern. Eines von den Monu­menten ist der Hexen­turm, der sich auf dem höchsten Punkt der bewal­deten Düne befindet. Der Hexen­turm hat eine Aussichts­platt­form, die über eine frei zugäng­liche Treppe im inneren erreicht werden kann. Das Gemäuer vom Hexen­turm besteht aus vielen ver­schie­denen Gesteinen, wie unter anderem Bunt­sand­stein, Kalk­steine aus der Jurazeit und kreide­zeit­liche Sand­steine. An der Mauer­wand des Turms gibt es außer­dem noch Skulp­turen, darunter eine Frau mit auf­ge­schlagenem Buch. Der Hexen­turm wurde von Anfang an als Ruine geplant. Er symbo­lisiert damit die Vergäng­lich­keit aller mensch­lichen Tätig­keit.

Im westlichen Teil des Wald­be­reichs auf dem Dünen­hügel kann man den Druiden­altar finden. Es handelt sich hierbei um drei große Feld­steine unter einer alten Eiche. Die drei rauen Steine sind eine Metapher für die eigene noch un­voll­kommene Persön­lich­keit. Gleich daneben be­finden sich noch die Funda­mente einer ehe­maligen Ein­siede­lei. Die Ein­siede­lei galt als Symbol für innere Ein­kehr und wurde in den frühen Land­schafts­gärten als ein Ort für medi­tative Zurück­ge­zogen­heit ange­sehen.

Neben den Freimaurer-Monu­menten gibt es im Hinüber­schen Garten auch einige Denk­mäler, die ebenso bewun­derns­wert sind. Am Rande des Quantel­holzes, zur Leine­aue hin, erinnert ein klassizis­tisches Denk­mal an Cecilie von Issendorff. Sie war die Nichte vom Sohn Hinübers, die im Jahr 1818 an dieser Stelle bei einem Ausritt tödlich ver­un­glückte. Ein weiteres Denkmal befindet sich in der Nähe des Teiches unter Bäumen. Es ist eine Säule mit auf­ge­setzter Schale, die an Gerhard Friedrich Otto von Hinüber erinnert, den Sohn vom Begrün­der des Parks.

Zuletzt soll hier noch das Kloster erwähnt werden. Das Kloster steht gleich südlich vom Garten­bereich, wo sich der eigent­liche Ein­gang zum Hinüber­schen Garten befindet. Das aus dem 12. Jahr­hundert stammende Kloster Marien­werder ist seit dem 16. Jahr­hundert ein evan­gelisches Damen­stift. Die dazu­ge­hörige Kloster­kirche aus dem Jahr 1200 ist die älteste erhal­tene Kirche Hannovers. Die im ro­manischen Stil als Basilika erreich­tete Kirche wurde Mitte des 19. Jahr­hunderts restau­riert. Sie hat einen kleinen acht­eckigen, neu­gotischen Turm, der später auf­ge­setzt wurde.


Geschichte vom Hinüberschen Garten

Am Anfang steht das seit dem 12. Jahr­hundert be­stehen­de Kloster Marienwerder mit seinen umliegenden Ländereien. Im Jahr 1760 wurde Jobst Anton von Hinüber Kloster­amt­mann und Pächter der zum Kloster Marienwerder ge­hörenden Län­dereien. Jobst Anton von Hinüber ent­stammte einer ange­sehenen Familie, die damals das Post­wesen in Hannover betrieb. In den Jahren 1766/67 reiste Hinüber für mehrere Monate nach England. Er besuchte be­deutende eng­lische Garten­anlagen und dokumen­tierte aus­führ­lich seine Ein­drücke. Zu dem Zeit­punkt waren Land­schafts­gärten in England bereits weit ver­breitet, aber in Deutsch­land galt der eng­lische Stil­garten noch als etwas Außer­gewöhn­liches. Als Jobst Anton von Hinüber im Jahr 1767 wieder von seiner Reise zurück kam, begann er die Län­dereien des Klosters Marien­werder in einen Park umzu­gestal­ten. In der Nähe des Klosters gab es damals viel unkul­tiviertes Land mit Wald, Dünen und Weide­flächen. Diese wechsel­hafte Land­schaft eignete sich her­vor­ragend für eine solche Umge­stal­tung als Park. Um das Jahr 1774 war der Land­schafts­park „Hinüberscher Garten“ über­wiegend fertig­ge­stellt.

Nach dem Tode Jobst Antons, im Jahr 1784, wurde sein Sohn Gerhard Friedrich Otto von Hinüber Amtmann vom Kloster Marien­werder. Der Hinüber­sche Garten wurde vom Sohn über­wiegend in der von seinem Vater ge­schaf­fenen Form er­halten. Er pflanzte aber noch einige exo­tische Bäume, diverse Sträucher und Moor­beet­pflanzen an. Nach dem Tod des Sohnes von Hinüber, kümmerte sich seine Frau Juliane noch 35 Jahre lang um den Park. Bis dahin, Mitte des 19 Jahr­hunderts, war der Hinübersche Garten Anziehungs­punkt für Touristen und gehörte zum Standard­programm kulti­vierter Besucher Hannovers.

Nach dem Tode von Juliane von Hinüber übertrug das Kloster die Unter­hal­tung an die Forst­ver­waltung. In dieser Zeit begann der all­mähliche Verfall. Der Hinüber­sche Garten wucherte mit der Zeit immer weiter zu und einige Park­bestand­teile gingen verloren, darunter Monu­mente und Gebäude. Zu den verloren ge­gangenen Monu­menten zählen der chinesische Pavillon, die chinesische Brücke, die stroh­ge­deckte Ein­siedler­hütte, die Grotte am Teich und die Statue des Pan. Zudem gab es noch einen Friedhof mit Gräbern von Romanfiguren und einem offenen Grab. Auch viele wichtige Sicht­achsen wuchsen mit der Zeit zu und das alte Wege­system ging verloren. Nach dem Abriss des Amts­manns­hauses verwil­derte auch der dazu­ge­hörige Garten­bereich. Das ehemals 0,4 km² große Park­gelände wurde dann auch noch durch die Garbsener Land­straße zer­schnitten und etwa Mitte des 19. Jahr­hunderts wurde im übrig­ge­bliebenen Park­rest, nörd­lich der Garbsener Land­straße, noch ein kleiner Gemeinde­friedhof ein­ge­richtet. Ein in diesem Park­rest befind­licher Obelisk wurde dadurch vom Hinüber­schen Garten abge­trennt. Das Gelände, auf dem der Obelisk steht, gehört heute zur Kloster­forst Marien­werder.

Im Jahr 1927 erwarb die Stadt Hannover den Hinüber­schen Garten. Zunächst passierte nichts, so dass der Park erneut weiter verwil­derte und noch mehr von seiner his­torischen Substanz ver­loren ging. Erst im Jahr 1966 kam es zu ersten Wieder­her­stellungs­maßnahmen. Al­ler­dings kam es dadurch auch zu unvor­teil­haften Ver­än­derungen, wie etwa beim Wege­system oder der Be­pflanzung. So wurde zu diesem Zeit­punkt auf his­torische Bezüge, wie etwa die Blick­be­ziehungen vom Kloster­bereich zum Teich, noch nicht viel Wert gelegt. In den 60er Jahren wurden auch die Flächen westlich des Hinüber­schen Gartens bebaut. Ursprüng­lich war der Hinüber­sche Garten abge­schieden, weit ab vom bebauten Stadt­gebiet der Stadt Hannover, umge­ben von der natür­lichen Land­schaft.

Erst im Winter 1998, im Rahmen des Expo-Projektes „Stadt als Garten“, wurde die Park­anlage nach his­torischem Vor­bild zum großen Teil wieder herge­richtet. An einigen Stellen wurden Bäume und Sträucher ent­fernt, um alte Aus­sich­ten und Blick­achsen wieder frei­zu­stellen. Das Wege­system wurde er­neuert und er­gänzt, sowie die alten Denkmale wieder­her­ge­stellt. Der Hexen­turm wurde eben­falls reno­viert und mit einer Treppe ver­sehen. Im Jahr 2000 waren die auf­wendigen Res­taurations­arbeiten beendet. Vor kurzem wurden noch die im gesamten Park ver­teil­ten Tafeln mit den Lebens­weis­heiten wieder aufge­stellt.

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