Ricklinger Kiesteiche, südliche Leineaue und Döhrener Masch

Ricklinger Kiesteiche



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Die Ricklinger Kiesteiche bzw. die südliche Leineaue

Die südliche Leineaue, im Volks­mund als Ricklinger Kies­teiche be­kannt, ist ein Land­schafts­raum, der aus dem Süden bis weit in das Stadt­gebiet hinein­ragt. Genau genommen sind die Ricklinger Kiesteiche land­schaft­lich nur ein Teil der südlichen Leineaue. Eine weitere Be­zeich­nung für diesen Land­schafts­raum ist Döhrener Masch. Am geläu­figsten ist aber der Name „Ricklinger Kiesteiche“. Das Ge­biet reicht in nörd­licher Rich­tung bis zum Schnellen Graben und dem Ohedamm, der den Maschsee mit dem Stadt­teil Rick­lingen ver­bindet. Süd­lich er­streckt sich die Leine­aue bis weit ins Um­land von Hannover, bis in den Raum Rethen-Harkenbleck. Markant für dieses Gebiet sind die vielen an­ein­ander angren­zenden Teiche. Drei der Teiche gelten als Ricklinger Kies­teiche im engeren Sinne. Es sind der Dreiecks­teich, der große Rick­linger Teich und der Sieben-Meter-Teich. Dazu kommen noch viele weitere Teiche, wie unter anderem der große Döhrener Teich, der Wülfeler- und Detmarscher Teich sowie der große Hemminger Teich. Entlang vieler Teiche gibt es große und kleine Liege­wiesen.

Standort Ricklinger Kiesteiche bzw. südliche Leineaue im Stadtgebiet Hannover

Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter ODbL

Art der Parkanlage:
Auelandschaftsraum

Fläche:
4,43 km² (im Stadtgebiet)

Zieladresse:
Horst-Schweimler-Weg
30459 Hannover

Weitere Bezeichnungen:
Südliche Leineaue,
Döhrener Masch,
Ricklinger Masch, Leinemasch

 

Diese zahlreichen großen und kleinen Seen gehören zu den wich­tig­sten groß­räumigen Er­holungs­land­schaften der Stadt Hannover. Die vielen Teiche der südlichen Leineaue sind bei schönem Sommer­wetter ein perfekter Ort zum Baden. Zahl­reiche Bade­gäste können dann täglich hier­her­kommen. Aber nicht nur zum Baden wird diese weit­räumige Auen- und Wiesen­land­schaft sehr gern auf­ge­sucht. Zum Wandern, für eine Rad­tour oder zum Joggen kommt man auch gern in die südliche Leineaue.

Diese scheinbar unbe­rührte Fluss­land­schaft im Über­schwemmungs­gebiet des Flusses Leine bietet eine Viel­falt an idyllischen Natur­ein­drücken. Durch ge­ziel­ten Arten- und Biotop­schutz gelang es, wert­volle Lebens­räume für Pflanzen und Tiere zu erhal­ten und neu zu schaffen.

Die Ricklinger Kiesteiche werden von den hanno­verschen Stadt­teilen Döhren, Rick­lingen und Wülfel sowie der benach­barten Gemeinde Hemmingen um­schlossen. Nur nach Süden hin sind sie offen zur freien Land­schaft. Im Nord­osten grenzt der Maschsee an die Ricklinger Kies­teiche. Das Land­schafts­schutz­gebiet um­fasst den gesamten Ver­lauf der Leine. Im Süd­westen reicht das Gebiet bis zum Rick­linger Holz, aus dem die von Westen kommende Ihme der Leine zu­fließt.


Überblick und Beschreibung

Das Landschaftsbild der Ricklinger Kies­teiche ist durch eine weit­läufige Auen­land­schaft geprägt. Die zahl­reichen Kies­teiche sind von Wiesen und Weiden­ge­hölzen umgeben. Dort gibt es auen­typische Lebens­räume mit Feucht­wiesen, Röhrichten, Ruderal- und Hoch­stauden­fluren, Feucht­ge­büschen und Weiden-Auwälder. Gelegent­lich kommt es zu Über­schwem­mun­gen, da der größte Teil des Gebietes als Stau­raum für das Hoch­wasser der Leine und Ihme dient. An einigen Stellen wird noch Grün­land­nutzung be­treiben. Die Fauna besteht aus vielen Tier­arten, darunter viele Vogel­arten, wie unter anderen der Bunt­specht, der Weiß­storch, die Grau­gans, die Amsel, der Star, die Stock­ente oder die Elster. Typischer Vogel der Ricklinger Kies­teiche ist vor allem auch der Hauben­taucher. Daneben gibt es hier vor allem auch viele Frösche, Libellen und Fleder­mäuse.

Ricklinger Teich mit Aegir-Bad im Hintergrund
Ricklinger Teich mit Aegir-Bad (groß)

Ein behutsam angeleg­tes Wege­netz er­schließt die Fluss­land­schaft für Wanderer und Rad­fahrer. Die einzige Stör­quelle in dieser lau­schigen Idylle ist der Süd­schnell­weg, der das Gebiet durch­quert. Er liegt aber hinter dichten Büschen und Bäumen, so dass er nicht zu sehen ist. Der gesamte Bereich ist Teil des Land­schafts­schutz­gebietes "Obere Leine". Aus­ge­nommen hier­von sind ledig­lich die Bereiche des Rick­linger Aegir-Frei­bades sowie einige Klein­garten­anlagen.

Der größte Teich ist mit einer Wasser­fläche von 0,2 km² der große Rick­linger Teich. Er hat im nörd­lichen Teil eine Halb­insel, die weit hineinragt. Die Rick­linger Halb­insel wird vom Fischerei­verein Hannover genutzt. Weiter süd­lich befindet sich am West­ufer das Rick­linger Aegir-Freibad. Am Ost­ufer des Teichs befinden sich „wilde“ Bade­stellen, einge­bettet von Ge­büschen. Ein Stück weiter südlich über­quert der Süd­schnell­weg auf einer langen Brücke den Rick­linger Teich. Durch den großen Rick­linger Teich fließt der Seniebach und mündet im Norden in die öst­lich des Rick­linger Teiches fließende Ihme. Süd­lich schließt fast nahtlos der Große Hemminger Teich an. Der Oster­brücken­weg trennt die beiden Teiche und über­brückt den sie verbin­denden Seniebach. Dort endet das Stadt­gebiet von Hannover. Die Ufer sind über­wiegend durch Natur geprägt. Markant sind hier Wiesen und Schilf und die dichten Baum­be­stände. Nur am Aegir Freibad ist der See gestal­tet. Dort gibt es einen Steg mit Ein­stiegs­leiter.

Östlich vom Ricklinger Teich liegt der nach seiner Form benannte Dreiecks­teich. Er hat eine Größe von 0,04 km², ist etwa fünf Meter tief und ist von einem sehr weit­läufigen Wiesen­gelände umgeben. Die breiten Liege­wiesen sind beson­ders bei Bade­gästen beliebt, wo sich an Sommer­tagen schon sehr viele Menschen ver­gnügen. Die natür­lichen Ufer des Sees haben keine Sand­auf­schüttung und sind überwiegend von Schilf geprägt. Dennoch gibt es zahl­reichen Stellen rund um den Teich Zugänge zu den Ufern. Zudem befindet sich am Südostufer eine Badestelle, bestehend aus einem kleinen Strand aus Kiessand. Südlich vom Dreiecksteich ver­läuft der Süd­schnell­weg, ver­steckt hinter dichtem Gehölz.

Auf der südlichen Seite des Schnell­weges liegt der Sieben-Meter-Teich, der an­geb­lich genau sieben Meter tief sein soll. Die sieben Meter tiefe Stelle hat aber bis heute noch niemand gefunden. Er hat eine Fläche von 0,06 km² und ist rings­herum mit dichten Bäumen und Sträuchern be­wachsen. Schilf ist hier eben­falls typisch für die Ufer­bereiche. Kleine Liege­wiesen kann man, bis auf das Südufer, überall vor­finden. Am Ostufer gibt es mehrere Einstiegs­möglich­keiten ohne Sand­auf­schüttung, an­son­sten gibt es am Nord­ufer einen befes­tigten Steg mit Leitern zum Ein­stieg von Schwimmern. Der Sieben-Meter-Teich wird fast aus­schließ­lich von FKK-Bade­gästen besucht.

Weiter südlich, östlich vom großen Hemminger Teich, befindet sich der große Döhrener Teich mit einer Fläche von 0,13 km². Er ist eben­falls sehr von der Natur dominiert und ist an seinen Ufern dicht mit Bäumen und Sträuchern be­wachsen. Markant für diesen See sind die vielen Inseln. Insge­samt fünf kleine Inseln sind auf dem Döhrener Teich ver­teilt. Noch weiter südlich liegt der durch Halb­inseln und Inseln stark struk­turierte Große Wülfeler und Detmarscher Teich. Er ist eben­falls dicht von Gehölzen um­geben und hat eine Fläche von 0,15 km².

Weiterhin gibt es im gesamten Gebiet noch viele weitere kleinere und größere Teiche, die meist unregel­mäßige Umrisse auf­weisen. Süd­lich des Rick­linger Teiches liegt der große Hemminger Teich. In un­mittel­barer Nähe west­lich des Großen Hemminger Teiches be­her­bergt ein weiterer Teich mit 0,04 km² Wasser­fläche das Strand­bad Hemmingen. Die südlich angren­zenden Teiche er­strecken sich vor allem um das zur Stadt Hemmingen gehörende Dorf Wilken­burg herum und werden daher auch Wilken­burger Teiche be­zeichnet. Etwa einen Kilometer süd­lich Wilken­burgs, kurz vor dem Dorf Harken­bleck, endet die nahezu durch­gängige Kette der Teiche.

Der große Döhrerner Teich und der große Wülfeler und Det­marscher Teich sowie die meisten der übrigen Teiche, die sich ent­lang der Leine bis in das süd­liche Umland Hannovers bis in den Bereich der Stadt Hemmingen er­strecken, sind der ruhigen Erholung vorbe­halten und dienen zahl­reichen Tier- und Pflanzen­arten als Rück­zugs­bereich, darunter insbe­sondere vie­len Wasser­vögeln. Ein Teil der Flächen um und direkt an den Teichen sind in Privat­besitz von Angel- und Klein­gärtner­vereinen und deswegen nur einge­schränkt oder gar nicht zugäng­lich. Die Klein­garten­kolonien befinden sich fast aus­schließ­lich südlich der Schnell­straße, wie unter anderem die Klein­garten­kolonie „Döhrener Masch“. In den vielen Kolonie­wegen der Klein­gärten kann man sich leicht verlieren.

Die Brückstraße und die Wilken­burger Straße durch­queren das Gebiet der süd­lichen Leineaue. Sie ver­binden die Stadt­teile Wülfel und Döhren mit der Stadt Hemmingen. Süd­lich der Brück­straße wirkt die Land­schaft weiter. Grün­land wechselt sich mit Acker­land ab. Süd­lich der Brück­straße gibt es zudem noch zwei Brücken über die Leine. Zum einen führt weit im Süden die neue Leinebrücke „Späte Holzwiesen“ über die Leine. Sie ver­bindet die Kies­teiche mit den Wohn­ge­bieten der Stadt­teile Wülfel und Döhren sowie mit dem Wiehberg­park. Etwas weiter nörd­lich gibt es eine Eisen­brücke über die Leine, die zur Leine­insel im Stadt­teil Döhren führt. Sie gehörte lange Zeit zum Werks­gelände der Woll­wäscherei und Woll­kämmerei „Döhrener Wolle“. Das Gelände ist nach der Stilllegung in ein Wohn­gebiet umge­wandelt worden. In diesem Bereich befindet sich auch das Döhrener Wehr. Hier kann man sich von der mit­ziehenden Gewalt des Wassers der Leine beein­drucken lassen.

Nördlich der Ricklinger Kies­teiche, an den Maschsee an­gren­zend, befindet sich das ehe­malige Wasser­gewinnungs­gelände, ein bedeu­tendes Biotop und Rück­zugs­raum für seltene Pflanzen und Tiere. Dort fließt ein künst­liches Umflut­gewässer von der Leine in die Ihme. Der Bach ermög­licht Fischen und anderen Wasser­tieren die Wehr am Schnellen Graben zu um­schwimmen. Dieser Bereich der süd­lichen Leineaue wird noch durch die Güter­umgehungs­bahn durch­quert. Am Ohe­damm, einer ehe­maligen Eisen­bahn­trasse, wo eben­falls der Schnelle Graben liegt, endet dieses land­schaft­liche Park­gebiet.

Um den Maschsee von den Ricklinger Kies­teichen aus zu erreichen, kann man im Osten zwei Brücken über die Leine nutzen. Zum einen die Schweine­brücke im Norden und zum anderen die blaue Brücke im Süden. Im Westen kann man durch den Deich hin­durch, über das Düsterntor, den Stadt­teil Rick­lingen erreichen. Bei Hoch­wasser wird dieses Deich­tor geschlossen, so dass die Wohn­gebiete nicht über­schwemmt werden. Die Leine und Ihme haben gelegent­lich starkes Hoch­wasser und über­fluten dann weite Teile der Aue. Der an die Leine­aue angren­zende Stadt­teil Rick­lingen verfügt deswegen über einen Deich. An den Hoch­wasser­marken am Deich­tor kann man die Wasser­stände der ver­gan­genen extremen Hoch­wasser­stände sehen.


Geschichte der Ricklinger Kiesteiche

Bis zum Mittelalter gab es in der süd­lichen Leineaue noch viele Wälder. Ein großer Teil der Wälder wurde jedoch im Laufe der Zeit abge­holzt und die Aue­land­schaft wurde ver­stärkt land­wirtschaft­lich genutzt. Anfang des 15. Jahr­hunderts bestand in Döhren eine Wasser­mühle, die im Jahr 1667 noch durch das Leine­wehr erweitert wurde. Das Ritter­gut Döhren war Besitzer dieser Wasser­mühle. Mitte des 19. Jahr­hunderts wurde die Mühle in eine Woll­wäscherei, die „Döhrener Wolle“, um­ge­wandelt. Auf und neben der Leine­insel gibt es heute noch viele Spuren der ehe­maligen „Döhrener Wolle“. In den Jahren 1737-39 wurde der Schnelle Graben mit der Wehr angelegt, um das Hoch­wasser der Leine von der Stadt Hannover fern­zu­halten. Der Schnelle Graben, west­lich des Maschsees, leitet das Wasser von der Leine in die Ihme, so dass die Stadt vor Hoch­wasser geschützt ist.

Später vollzog sich dann in der süd­lichen Leineaue ein Nutzungs­wandel von der land­wirt­schaft­lichen Nutzung zur Roh­stoff­aus­beute. Der an Ton­mineralen reiche Aue­lehm wurde zur Her­stellung von Ton­ziegeln gebraucht. Neben dem Lehm wurden vor allem auch Sand und Kies seit der ersten Hälfte des 20. Jahr­hunderts massiv abgebaut. Wo es ging, wurden Löcher gegraben, die dann voll Wasser liefen, so dass zunächst ein zunächst unge­ordnetes Mosaik von kleineren Wasser­flächen entstand. Anfang des 20. Jahr­hunderts gab es aber noch keine Teiche, wie wir sie heute kennen. Nur weit im Süden der Leine­aue waren schon einzelne noch sehr kleine Wasser­flächen vor­handen. Doch in der Nach­kriegs­zeit ent­wickelte sich das Gebiet durch die Natur und men­schliche Eingriffe immer mehr zu einer Teich­land­schaft. Insbe­sondere ab den 40er Jahren wurde ver­stärkt Kies abge­baut. Der Kies­abbau wurde bis in die 50er Jahre be­trieben. Schon Anfang der 60er Jahre be­standen die Teiche in ihrer Form und Größe, wie wir sie heute kennen. Das Gebiet war aber noch vom Kies­abbau geprägt.

Im Jahr 1954 wurde der Rick­linger Deich fertig gestellt. Er schützt den Stadt­teil vor Hoch­wasser. Davor ist der Stadt­teil Rick­lingen immer wieder von dem Leine- und Ihme­hoch­wasser über­schwemmt worden. Am Deich­tor sind die Hoch­wasser­stände der letzten 70 Jahre markiert, darunter auch das Jahr­hundert­hoch­wasser im Jahr 1946. Im Jahr 1956 wurde das Rick­linger Bad von der Stadt Hannover über­nommen und im Jahr 1974 erweitert. Es war ursprüng­lich eine Anlage vom Schwimmverein Aegir. Im west­lichen Bereich der Ricklinger Kies­teiche wurde auf der Leine bis in die 70er Jahre noch eine Passagier- Fluss­schiff­fahrt ange­boten. Die Schiffe starteten an der Brück­straße und fuhren bis zum Maschpark in die Nähe des Rathauses.

Seit Ende der sechziger Jahre gibt es neue Priori­täten für das Gebiet der süd­lichen Leineaue. Ziel ist es nun eine Erholungs­land­schaft zu schaffen, bei der wirt­schaft­liche Interessen nicht mehr an vor­derster Stelle stehen. Ab den 70er Jahren wurde die süd­liche Leineaue in einen Erholungs- und Natur­raum weiter­ent­wickelt. Das ehe­malige Kies­abbau­gebiet wurde wieder in eine natur­nahe Fluss­land­schaft zurück­gebaut. Es kam zu Maß­nahmen des Arten- und Biotop­schutzes, so dass Lebens­räume wild­lebender Pflanzen und Tiere erhalten und neu ange­legt werden konnten. Weiter­hin wurde das gesamte Gebiet durch einen natur­schonen­den Wege­bau für die Fuß­gänger und Rad­fahrer er­schlossen. An einigen Teichen ist ein Bade­bereich mit Liege­wiesen geschaffen worden. Auf den restlichen Flächen siedelten sich Klein­gärtner und Sport­vereine an.

Im Jahr 2000 kam es zu weiteren Rena­turierungs­maßnahmen. Es wurden zwei Umflut­anlagen an der Wehr Schneller Graben und an der Wehr der ehe­maligen Döhrener Wolle ge­schaffen, die es Fischen ermög­lichen fluss­auf­wärts zu schwimmen. Zu­dem sind weitere Acker­flächen in Grün­land und natur­nahe Biotope umge­wandelt worden.

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